…zum Artikel „SPD diskutiert im Kraftwerk” in der BNN vom 05. Februar 2015:
„Die Energiewende muss trotz aller Schwierigkeiten in den beschlossenen Zeiträumen umgesetzt werden. Für mich ist völlig klar, dass die Energiegewinnung aus Kohle lediglich eine Brückentechnologie bis zum endgültigen Umstieg auf erneuerbare Energien und im Anschluss daran nur noch als Reserve dienen kann“, so eine Gemeinde- und Ortschaftsrätin aus Helmsheim.
Eine erschreckende Aussage. Hier wird mit unbegreiflicher Rigorosität die Umsetzung einer Energiewende gefordert, die in ihrer derzeitigen Form von vielen Bürgern aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt wird.
Die unglaubliche und skandalöse, 20 Jahre dauernde finanzielle EEG-Förderung einiger Privilegierter und die sich daraus ergebende EEG-Umlage für alle privaten Stromkunden ist unsozial, zu teuer und unwirtschaftlich. Die weitgehende Reduzierung der Energiewende auf den Einsatz regenerativer Energien ist natur- und landschaftszerstörend. Dies gilt insbesondere für Windkraftanlagen, deren Ausbau verstärkt und regional unkontrolliert betrieben wird. Die hierbei gefährdete Versorgungssicherheit mit Strom wird nur dadurch sichergestellt, dass hinter jedem Kilowatt Leistung einer Windkraft- oder Photovoltaikanlage die gleiche Leistung eines konventionellen Kraftwerks bereit steht. Das wiederum führte in den letzten drei Jahren u.a. zu einer Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes in der BRD. All dies scheint die Kommunalpolitikerin nicht zu stören. Oder hält sie etwa Lösungen für die Probleme parat?
Noch erschreckender als ihre Forderung ist jedoch ihr Glaube an einen „endgültigen Umstieg auf erneuerbare Energien“. Diesen Glauben muss man den vielen Mythen der „grüner Ideologie“ zuordnen. Denn keines der offiziellen politischen Programme bis 2050 enthält diese Ziel.
Eine Fraunhofer-Studie [1] kommt bezüglich der bekannten politischen Ziele zu folgenden Schlüssen. Mit einem optimierten Energiemix kann man bis zum Jahre 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß auf ein Fünftel verringern. Dieser Mix enthält gegenüber heute einen vierfach höheren Anteil an regenerativer Energie, jedoch keine 100%. Die Vervierfachung bewirkt, dass sich dann in der BRD im Mittel alle zwei bis drei Kilometer ein Windrad dreht und rund 1000 Quadratkilometer mit Solarpaneelen bepflastert sind. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn bis dahin der Gesamtenergieverbrauch halbiert werden kann. Eine Halbierung wird aber nur durch geeignete Maßnahmen zur Energieeinsparung erreicht werden. Die Energieeffizienz, bisher als zweite Säule der Energiewende bezeichnet, sollte daher vorrangig zur ersten Säule werden. Würde man z.B. im Verkehr den Kraftstoffverbrauch um 12% verringern, sparte dies mehr Energie ein als alle vorhandenen Windkraft- und Photovoltaikanlagen derzeit produzieren!
Die BRÜCKENtechnologie Kohle wird noch lange zu einer sicheren Stromversorgung beitragen, wozu die KRÜCKENtechnologie der „erneuerbaren Energien“ auf absehbare Zeit nicht imstande sein wird. Vielleicht ist jene Kommunalpolitikerin unbewusst der gleichen Meinung, wenn sie von der Kohle als Reserve NACH einem endgültigen Umstieg auf „erneuerbare Energien“ spricht.
Dr. Bernd Stojanik
Referenzen:
[1] Hans-Martin Henning, Andreas Palzer: „100 % ERNEUERBARE ENERGIEN FÜR STROM UND WÄRME IN DEUTSCHLAND”, unter http://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-pdf-dateien/studien-und-konzeptpapiere/studie-100-erneuerbare-energien-in-deutschland.pdf (abgerufen 25. März 2015)